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Bistum Fulda

Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung des Landtages 18.01.2019

Ansprache Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez

Es gilt das gesprochene Wort!


Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. (Mt 5, 9)


Sehr geehrte, liebe Mitglieder des Hessischen Landtages,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Schwestern und Brüder,

in manchen Diskussionen ist mir der Vorwurf begegnet, mit der Bergpredigt kann man nicht die Welt regieren. Dafür sei sie untauglich. Denn schließlich gelten im harten Politikgeschäft andere Regeln. Da ist man weit weg von der Barmherzigkeit und der Sanftmut, sie führen nicht weiter. Die Bergpredigt, so heißt es kritisch weiter, beschreibe ein Ideal, das nicht recht passe zu den harten Fakten, zu mühsamen Verhandlungen und Auseinandersetzungen, zum Umgang mit Fakenews, zu den Unruheherden, zu Fanatismus und den Kriegen dieser Welt. Nein, nein, die Bergpredigt taugt nichts für den rauen Alltag. Um gesellschaftlich und politisch etwas zu erreichen, braucht es klare Fronten, ohne eine gewisse Härte kommt man nicht weiter. Auf einen groben Klotz gehöre ein grober Keil.
Ist das wirklich so? Ist das Wort Jesu Selig, die Frieden stiften, das im Zentrum der Bergpredigt steht, wirklich nur etwas für Träumer, für Idealisten? Hinken sie einem unlösbaren Anspruch hinterher? Sind das alltägliche Leben in der Politik und Gesellschaft und die Weisungen der Bergpredigt wirklich Gegensätze, die nicht zueinander passen? Ich meine nicht.

Jesus hat seine Botschaft immer so gesprochen, dass sie von allen Menschen gut verstanden wird. Es gibt keine komplizierten Schachtelsätze, keine Fremdworte und oft einfache Bilder und Vergleiche, die wir Gleichnisse nennen. Jesus wollte keine Exklusivbotschaft, die nur von wenigen angenommen werden kann oder nur für eine bestimmte Gruppe von Menschen gelten. Seine Worte sind allumfassend, sie gelten allen, der ganzen Weltgemeinschaft. So auch der Vers Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Für Jesus Christus sind die Weisungen der Bergpredigt, hier in unserem Kontext das Wort vom Friedenstiften, keine Utopien. Sie sind Auftrag und Verheißung an uns. Denn Frieden muss gemacht werden, er fängt bei uns selbst an. In unseren Herzen, im täglichen respektvollen Miteinander in der Familie und am Arbeitsplatz, auch wenn im politischen Alltagsgeschäft inhaltlich vielleicht Meilen trennen. Es geht Jesus um die Grundhaltung, mit der wir Menschen begegnen, bzw. um die Haltung, die eine echte Begegnung erst möglich macht. Wo echte Begegnung stattfindet, wächst Frieden.

Ja, ich glaube an die Macht des Friedens. Jesus verheißt einen Frieden, der mehr ist als das Ruhen von Waffen. Der Friede des Herrn birgt die Kraft der Versöhnung und den Mut, aufeinander zuzugehen. Jesus Christus war und ist kein Visionär, kein Träumer. Er hat selbst auch seine Grenzen gezeigt, wie etwa bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Da scheint er nach außen wenig friedfertig zu sein. Aber zu keinem Zeitpunkt verlässt er seine Grundhaltung der Versöhnung und des friedlichen Miteinanders. Im Gegenteil; er entzieht dem Herzen die Waffen, indem er mit Ruhe den Finger eben nicht in die Wunden legt, sondern Wege zum Miteinander, zum Erkennen der eigenen Schwäche aufzeigt, durch die der Mensch bereit wird, zu verzeihen. Er grenzt niemals aus, er nimmt in die Gemeinschaft auf.

Liebe Schwestern und Brüder, gerade die Vergangenheit unseres Landes zeigt, wie das Festhalten an Gewaltlosigkeit Berge versetzen und Mauern öffnen kann. Mit ein paar Kerzen in der Hand und mit Gebet begannen mutige Menschen in Leipzig, sich aus dem Geist des Friedens heraus für Gerechtigkeit und Freiheit einzusetzen. Und sie haben eine Bewegung in Gang gesetzt, von der die meisten sich damals wohl nicht hätten erträumen lassen, was sie bewirkt. Sie haben den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen, wodurch unser Land friedlich vereint wurde. Sie haben den Frieden gesucht und ihn konsequent „durchgezogen“. Ja, Gott sei Dank gibt es neben all den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Kleinen und im Großen immer wieder das Bemühungen um friedliche Lösungen, um das Beilegen von Gewalt. Wo Frieden einzieht, gibt es nur Gewinner.

Und wie für den Frieden gilt es auch für die anderen Weisungen der Seligpreisungen: Arme, Trauernde, Sanftmütige, Gerechtigkeit Suchende, Barmherzige, die, die reinen Herzens sind – sie sind die wahren Gewinner. Ja, sie sind wirklich Gewinner. Sie verändern unsere Welt im Sinne Gottes. Und sie dürfen eine großen Lohn erwarten, der seine Spuren schon auf dieser Erde zeigt.

Unsere Weltgemeinschaft, unser Land steht vor großen Herausforderungen. Sie im Sinne der Bergpredigt anzugehen, ist keine Träumerei. Mit der Bergpredigt allein lässt sich keine Politik machen, aber ohne sie erst recht nicht. Amen.

18.01.2019


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